„Mehr DAX-Vorstände, die über ihre psychische Erkrankung sprechen“
BPtK unterstützt „Offensive Psychische Gesundheit“
Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt sind noch immer erheblich unterschätzt. Dabei kosten sie jährlich Milliarden an Lohnfortzahlung und Krankengeld. Im Jahr 2018 fehlten aufgrund psychischer Erkrankungen Beschäftigte an 90 Millionen Tagen in ihren Betrieben. Psychische Erkrankungen sind außerdem für rund 42 Prozent der Frührenten aufgrund langfristiger Arbeitsunfähigkeit verantwortlich. Dieser Anteil hat sich in den letzten 25 Jahren fast verdreifacht. Sie sind damit die häufigste Ursache für Renten wegen Erwerbsminderung. Depressive Störungen verursachen dabei fast 20 Prozent aller Frührenten.
Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) begrüßt deshalb den heutigen Kick-off der „Offensive Psychische Gesundheit“, die vom Bundesarbeitsministerium angestoßen wurde. „Gerade in der Arbeitswelt gelten psychische Erkrankungen noch häufig als Leistungs- und Willensschwäche. Wir brauchen endlich DAX-Vorstände, die über ihre psychische Erkrankung berichten", fordert BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz.
»Vor allem andauernde Belastungen und Konflikte am Arbeitsplatz können zu chronischer Erschöpfung, Depressionen oder Suchterkrankungen führen“, stellt BPtK-Präsident Munz fest. „In den Betrieben sind psychische Erkrankungen zwar inzwischen ein anerkannter Kosten-, aber noch längst kein Kommunikationsfaktor. Es fehlt ein offener und zugewandter Umgang mit psychisch angeschlagenen Kolleg*innen. Konkurrenz- und Karrieredenken verhindern noch zu oft, dass sich psychische Beschwerden eingestanden werden.“
Die „Offensive Psychische Gesundheit“ ist eine Initiative des Bundesarbeits-, Familien- und Gesundheitsministeriums und über vierzig Akteur*innen, darunter Fach- und Patientenverbände, Sozialpartner*innen, Versicherungsträger*innen und Präventionsanbieter*innen. Angestoßen wurde sie durch das Bundesarbeitsarbeitsministerium.
Veröffentlicht am 05. Oktober 2020