Kinder & Jugendliche
Alarmstufe Rot für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Investitionen lohnen sich SOS – Save our Souls! Viele Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen um die Zukunft, fühlen sich einsam, sind von starker Trauer oder Niedergeschlagenheit betroffen. Es muss mehr getan werden für die junge Generation!
Studien zeigen, dass das psychisch gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen stark gefährdet ist. Den Ergebnissen des DAK-Präventionsradars zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zufolge ist das psychisch gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zunehmend in Gefahr. Jede siebte Minderjährige*hat depressive Symptome, jede dritte* fühlt sich einsam. Multiple (psycho)somatische Beschwerden nehmen bei Kindern und Jugendlichen zu. Auch eine Expertise der Lancet Psychiatrie Kommission warnt angesichts einer weltweit abnehmenden psychischen Gesundheit von Heranwachsenden in den letzten zwei Jahrzehnten eindringlich vor den gesamtgesellschaftlichen Folgen.
Die Zahlen sind alarmierend. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, müssen psychische Belastungen früh erkannt und der Entwicklung von psychischen Erkrankungen vorgebeugt werden. Etwa drei Viertel aller psychischen Erkrankungen entstehen in der Phase des Heranwachsens bis zum jungen Erwachsenenalter. Zu den besonders vulnerablen Gruppen gehören Kinder und Jugendliche aus Familien, die von Armut bedroht oder betroffen sind. In dieser Gruppe leidet mehr als jede fünfte Heranwachsende* unter depressiven Symptomen und fast jede zweite* unter Einsamkeitserleben (48 %). Mädchen sind insgesamt häufiger betroffen als Jungen.
Es ist höchste Zeit, stärker in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu investieren. Es lohnt sich für die ganze Gesellschaft. Denn die volkswirtschaftlichen Folgekosten unbehandelter oder zu spät behandelter psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind hoch. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen können zu spät oder nicht behandelte psychische Erkrankungen massive negative Folgen für die soziale und schulische Entwicklung haben und bis in das Erwachsenenalter nachwirken.
In der Kindheit wird der Grundstein für ein gesundes Leben im Erwachsenenalter gelegt. Wer als Kind oder Jugendliche*r psychisch erkrankt, ist auch als Erwachsene*r psychisch stärker gefährdet als andere. Über die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entsteht bereits vor dem 19. Lebensjahr. Damit erhöhen psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter das Risiko einer beeinträchtigten beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe im Erwachsenenalter. Verstärkte Prävention, frühzeitige Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zahlen sich daher aus.
Das allein reicht aber nicht aus. Um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und zu erhalten, sind viele Akteur*innen notwendig. Die Kooperation zwischen den Hilfesystemen, insbesondere Kita, Schule, Jugendhilfe und Gesundheitswesen, muss in größerem Umfang ermöglicht werden. Aufsuchende psychotherapeutische Beratungs- und Behandlungsangebote in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen müssen etabliert werden, damit Kinder mit psychischen Erkrankungen und ihre Familien schneller Zugang zu Angeboten vor Ort erhalten, die sie bei ihren Problemen unterstützen können.
Für die Verschlechterung der psychischen Gesundheit machen die Expert*innen der Lancet Kommission aber auch gesellschaftliche Megatrends verantwortlich, unter denen junge Menschen besonders leiden. Hierzu gehören fehlende Maßnahmen gegen den Klimawandel, unregulierte Soziale Medien, ein abnehmender sozialer Zusammenhalt oder die Polarisierung politischer Ansichten – aber auch zunehmend unsichere Beschäftigungsverhältnisse und wenig bezahlbarer Wohnraum.
Veröffentlicht am 10. Oktober 2024