Diotima-Ehrenpreis
Diotima-Ehrenpreis 2024 an Peter Lehndorfer und Silvia Schneider
Am 14. November 2024 wurden in Berlin der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Peter Lehndorfer und Prof. Dr. Silvia Schneider von der Ruhr-Universität Bochum mit dem Diotima-Ehrenpreis der deutschen Psychotherapeutenschaft geehrt.
Die Preisträgerin und der Preisträger haben sich in besonderer Weise um die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verdient gemacht. Zahlreiche Vertreter*innen der Psychotherapeutenschaft, der Bundespolitik sowie von Forschung und Wissenschaft nahmen an der Festveranstaltung teil. Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von Dirk Flatau am Klavier.
»Peter Lehndorfer hat sich immer als Anwalt psychisch kranker Kinder und Jugendlicher verstanden. Seinem berufs- und gesellschaftspolitischen Engagement verdanken wir insbesondere, dass es ein auf Kinder und Jugendliche spezialisiertes psychotherapeutisches Versorgungsangebot in Deutschland gibt“, würdigte BPtK-Vizepräsident Dr. Nikolaus Melcop die Verdienste Lehndorfers in seiner Laudatio. BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke betonte in ihrer Laudatio: „Prof. Dr. Silvia Schneider hat mit ihrer Arbeit maßgeblich zur Implementierung und Weiterentwicklung einer evidenzbasierten Psychotherapie beigetragen. Dass die klinische Kinder- und Jugendpsychologie heute fester Bestandteil der universitären Ausbildung ist, ist auch ihr Verdienst.“
»Die Stärkung der in den letzten 20 Jahren stark geschwächten psychischen Gesundheit von Heranwachsenden ist angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels zentral“, erklärte Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts, in ihrem Festvortrag. Eine Schlüsselrolle komme dabei „communities that care“ zu. Gemeinsam und langfristig müssten in den Kommunen, in Kindergärten und Schulen, in Familien und Nachbarschaft bekannte Risikofaktoren für schulische Probleme, Depressionen, Gewalt oder Drogenkonsum reduziert werden, um ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
Sabine Rieser, Fachjournalistin für Gesundheits- und Sozialpolitik, führte durch das Podiumsgespräch mit der Frage, wie Psychotherapeut*innen zu einem psychisch gesunden Aufwachsen beitragen können. Die Preisträgerin Silvia Schneider plädierte dafür, Psychotherapie neu zu denken. In allen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen müsse die Psychotherapie integriert werden. Ganz essenziell sei, Gesundheit, Bildung und Jugendhilfe eng zusammenzudenken. Preisträger Peter Lehndorfer unterstrich, dass Psychotherapeut*innen diejenigen Kinder und Jugendlichen stärker in den Blick nehmen müssten, die nicht von sich aus den Weg in die Praxis fänden. Häufig kämen sie aus Familien, in denen vielfältige Risiken für die Entstehung einer psychischen Erkrankung kumulierten, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen der Eltern, Armut oder Bildungsferne.
Ulrike Bahr, MdB (SPD) und Vorsitzende des Familienausschusses, forderte, dass Gesundheits- und Familienpolitik, Krankenkassen und Fachleute gemeinsame und aufeinander abgestimmte Lösungen entwickeln müssten, um die Sektorengrenzen zu überwinden. Dr. Kirsten Kappert-Gonther, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, stimmte ihr zu. Eine Stärkung des Versorgungsangebots für Kinder und Jugendliche sowie Mental Health in all Policies müssten vorangetrieben werden. Das seien Ziele auch für die nächste Legislaturperiode. Allianzen seien notwendig, um gemeinsam gesundes Aufwachsen in den Lebenswelten zu ermöglichen. Für die Krankenkassen sei Prävention ein wichtiges Anliegen, sagte Stephanie Bosch vom Dachverband der Betriebskrankenkassen. „Es muss noch mehr dafür sensibilisiert werden, was es heißt, wenn Versicherte krank und arbeitsunfähig werden, und welche Folgekosten hier auf uns zukommen“, so Bosch.
Der ausführliche Bericht zur Verleihung des Diotima-Ehrenpreises kann nachgelesen werden unter https://www.bptk.de/neuigkeiten/diotima-ehrenpreis-2024/.
Veröffentlicht am 17. Dezember 2024