Europa
SANT-Ausschuss nimmt Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Blick
Am 20. November 2024 haben die Europaabgeordneten des Ausschusses für öffentliche Gesundheit (SANT) mit internationalen Expert*innen über die wachsenden Herausforderungen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Europa und dabei auch die psychische Gesundheit von Minderjährigen beraten.
Krisen erschüttern Kinder und Jugendliche weltweit
Junge Menschen sind von den Auswirkungen von Krisen und Migration besonders betroffen., die Gesundheit junger Menschen leide darunter weltweit, so Niamh Nic Carthaigh von Plan International. Sie appellierte an den SANT-Ausschuss, sich der sich zunehmend verschlechternden Gesundheit junger Menschen prioritär anzunehmen. Sie forderte insbesondere mehr Unterstützungsangebote und Investitionen insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit.
Psychische Gefahren durch Soziale Medien
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits die Auswirkungen von sozialen Medien auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen als einen Arbeitsschwerpunkt für diese Legislatur benannt. Luisa Fassi von der Cambridge University erklärte, dass Digitalisierung und Soziale Medien zu einem Anstieg psychischer Beschwerden bei Minderjährigen führe. Weil es noch keine eindeutigen Belege gebe, müsse besser erforscht werden, inwieweit es sich um eine Korrelation oder Kausalität handele, also ob die Nutzung von Social Media zu mehr Ängsten oder Depressionen führe oder die psychischen Beschwerden sich in einem gesteigerten Konsum niederschlagen. Die Forscherin riet jedoch dazu, schnell zu handeln. Potenzielle Schäden für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollten regulativ bekämpft werden. Wie dies realisiert werden könne, war eine zentrale Diskussionsfrage der EU-Abgeordneten. Man war sich einig, dass auch die Suchtprävention vorangetrieben werden müsse. Fassi zufolge seien sichere Designs von Social-Media-Plattformen und altersbezogene Zugangsbeschränkungen sinnvoll. Wichtig sei jedoch auch, die Medienkompetenz von Minderjährigen an Schulen zu stärken und einen „Internet-Führerschein“ einzuführen. Fassi plädierte außerdem dafür, dass Lehrer*innen mit Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen stärker kooperieren sollten. Sie kritisierte, dass Kinder und Jugendliche viel zu lange auf psychologische und psychotherapeutische Hilfe warten müssten.
Gesundes Aufwachsen in den Familien fördern
Am Beispiel der Herzgesundheit machte Kati Kuisma von der Finnischen Herzgesellschaft deutlich, dass Familien stärker bei der Prävention von psychischen Erkrankungen unterstützt werden müssten. Die Familie sei der zentrale Ankerpunkt für Kinder und Jugendliche. Die Smart-Family-Methode setze auf eine enge Zusammenarbeit mit Fachleuten, die Familien mit ihrer Expertise, aber auch mit Hilfsmitteln und Materialien unterstützen, einen gesünderen Lebensstil zu erlernen. Dieses Modell ist als bewährte EU-Methode anerkannt und sollte daher auch von anderen Mitgliedstaaten übernommen werden.
Forderungen der BPtK zur Stärkung der psychischen Gesundheit in der EU
Aus Sicht der BPtK ist eine Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auch auf EU-Ebene notwendig. Die EU-Strategie zur psychischen Gesundheit hat dafür ein politisches Fundament gelegt, nun muss die Umsetzung der Strategie verbindlich festgelegt und finanziell besser unterfüttert werden. Vor diesem Hintergrund sollten klare Zeitziele und ein Monitoring des Umsetzungsstands auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten eingeführt werden. Die psychische Gesundheit muss auch im Sinne von „Mental Health in and for all Policies“ in den Lebenswelten gefördert werden. Dazu gehört unter anderem besseres Wissen zur psychischen Gesundheit, um psychische Gefahren zu erkennen und diesen frühzeitig entgegenzuwirken –in der Kita, in der Schule, bei der Ausbildung oder am Arbeitsplatz. Prävention muss zielgruppenspezifisch erfolgen und dabei insbesondere auch Sucht- oder Suizidprävention stärker verfolgen.
Darüber hinaus müssen Kinder und Jugendliche auf EU-Ebene vor psychischen Gefahren nachhaltig geschützt werden. Die BPtK fordert, dass die Themen Medienkompetenz und Internetabhängigkeit stärker in den Blick genommen werden. Kinder und Eltern müssen besser und frühzeitig über potenzielle Gefahren auch im Internet informiert und beraten werden, wie Kinder sich schützen können. Gefahren durch Cybergrooming, Cybermobbing, Videoaufnahmen von Gewalttaten, suchterzeugende Designs müssen auch durch strengere Regelungen reduziert werden.
Veröffentlicht am 17. Dezember 2024