Psychische Gesundheit von Heranwachsenden stark beeinträchtigt
BPtK fordert mehr Investitionen in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Angesichts der jüngsten Zahlen des DAK-Präventionsradars und der Lancet-Psychiatrie-Kommission fordert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), verstärkt Maßnahmen zur Prävention und zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen zu ergreifen.
Den Ergebnissen des DAK-Präventionsradars zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zufolge ist das psychisch gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zunehmend in Gefahr. Jede* siebte* Minderjährige*hat depressive Symptome, jede* dritte* fühlt sich einsam. Multiple (psycho-)somatische Beschwerden nehmen bei Kindern und Jugendlichen zu. Auch die Studie der Lancet Psychiatrie Kommission belegt eine stetig abnehmende psychische Gesundheit von Heranwachsenden in den letzten zwei Jahrzehnten.
»Diese Zahlen sind höchst alarmierend“, bewertet Cornelia Metge, BPtK-Vorstandsmitglied und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, die Ergebnisse. „Psychische Belastungen sollten früh erkannt und der Entwicklung von psychischen Erkrankungen vorgebeugt werden. Jedem Kind sollte das Werkzeug an die Hand gegeben werden, seine Resilienz zu stärken.“
Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK, fordert: „Jeder Cent, der in die psychische Gesundheit und die rechtzeitige Behandlung von Heranwachsenden investiert wird, lohnt sich. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten unbehandelter oder zu spät behandelter psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter können wir uns nicht leisten.“ Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen können zu spät oder nicht behandelte psychische Erkrankungen massive negative Folgen für die soziale und schulische Entwicklung haben und bis ins Erwachsenenalter nachwirken.
Zu den besonders vulnerablen Gruppen gehören Kinder und Jugendliche aus Familien, die von Armut bedroht oder betroffen sind. In dieser Gruppe leidet mehr als jede* fünfte Heranwachsende unter depressiven Symptomen und fast jede* zweite unter Einsamkeitserleben (48%). Mädchen sind insgesamt häufiger betroffen als Jungs.
»Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist ein Gemeinschaftsprojekt. Die Kooperation zwischen den Hilfesystemen, insbesondere Kita, Schule, Jugendhilfe und Gesundheitswesen, muss in größerem Umfang ermöglicht werden. Aufsuchende psychotherapeutische Beratungs- und Behandlungsangebote in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen müssen etabliert werden, damit Kinder mit psychischen Erkrankungen und ihre Familien schneller Zugang zu Angeboten vor Ort erhalten, die sie bei ihren Problemen unterstützen können“, so Wolfgang Schreck, BPtK-Vorstandsmitglied.
Um ein psychisch gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu fördern, müssen außerdem Kinderarmut bekämpft, Bildungs- und Teilhabechancen verbessert, für Familien bezahlbarer Wohnraum geschaffen, aber auch Klimaschutzmaßnahmen konsequent vorangetrieben werden.
Veröffentlicht am 22. August 2024